Joolayn erwacht aus seinen Gedanken, als Ruhollar aufspringt.
Gleichwohl springt auch er auf, und fängt erstmal Ruhollar´s Stuhl ab. Danach wendet er sich an Salkya: "Bitte warte doch, wir wollen dir helfen."Kurz darauf schiessen ihm die Gespräche des ganzen morgens durch den Kopf. "Wie oft hat der Geweihte ihr gedroht oder drohende Andeutungen gemacht...kann er ihr wirklich auf diese Weise helfen? Ich muss Salkya beistehen!"
"Und wenn du gehen willst, dann...dann werde auch ich mitkommen. Wir haben doch schon soviel miteinander durchgemacht, ich werde nicht zusehen wie du in dein Verderben rennst! Dochwohl kann ich verstehen, dass dich einige Worte des Geweihten Borons(Joolayn verneigt sich in die Richtung Bruder Waldemar´s um nicht den Anschein von Respektlosigkeit zu erwecken und wendet sich dann wieder Salkya zu) vielleicht verstört haben könnten. Ich will dir helfen, das wollen wir alle hier. Du musst uns vertrauen...wir sind doch schon fast sowas wie Freunde...Eine Träne läuft Joolayn über´s Gesicht. "was soll ich bloss tun...ich will ihr doch helfen...", denkt er weiter.
Salkya scheint kaum auf die Worte Ruhollars und Joolayns zu reagieren, sondern starrt weiterhin durch die Scheibe. 'Freunde?...' sie schnauft leise und verächtlich auf, bei diesem Gedanken. 'Als ob ich mir Priester und Magier als Freunde aussuchen würde. Tyrannen...' Unbewusst schüttelt sie den Kopf und zuckt erneut zusammen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Kopf zieht.
Salkya blickt weiterhin nach draußen; fast etwas sehnsüchtig sollte man meinen. 'Wie weit würde ich kommen?' fragt sie sich stumm, macht aber keine Anstalten den Raum zu verlassen.
"Who saves a man, saves the world"
Mit versteinerter Mine und ruhigem Blick erhebt sich der Geweihte wortlos, aber rasch. In dem Rascheln des sich glattziehenden Gewandes vermag man ganz leicht das Rauschen eines großen Schwingenpaares zu vernehmen. Jedwedes anderes Geräusch, von den Tieren außerhalb des Raumes, von dem Treiben innerhalb der Klostermauern, ja selbst die Atemgeräusche der Anwesenden scheinen für einen Moment zu verblassen, während man den fernen Ruf eines Raben hört.
Mit gemessenen Schritten, seiner Präsenz sich wohl bewußt, und den Blick fest auf Salkyas Hinterkopf gerichtet, bewegt sich Bruder Waldemar auf ebendiese zu. Bei ihr angekommen, legt er ihr seine rechte Hand auf die Schulter und spricht mit ruhiger, aber durchdringender Stimme: Meine Tochter. Ihr habt die Worte vernommen. Der werte Ruhollar bietet Dir seine Schwertarm zu Deinem Schutz und seine Freundschaft zu Deinem Geleit. Der Geweihte der Ewig-jungen bietet Dir ebenfalls den freundschaftlichen Arm und die Unterstützung der Neu-Beginnenden an. Ich bin überzeugt, daß auch die werte Maga ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten zu Deinem Geleit einsetzen wird. Der Zuspruch der Borons-Kirche ist Dir ebenfalls gewiß. Du hast alle Möglichkeiten zu handeln, wie es Dein freier Wille entscheidet. Nur die Begleitung durch diese Gemeinschaft kannst Du einstweilen nicht verhindern. Damit wirst Du Dich abfinden müssen. Ansonsten bitte entscheide, welchen Weg Du einschlagen möchtest. Bei diesen Worten hatte er mit schwingengleichen Bewegungen seiner freien Hand auf die angesprochenen Personen gedeutet und weist nun auf Salkya selbst mit einer einladenden Geste.
Salkya spürt den Boroni näher kommen. Die plötzliche Stille, der Ruf des Raben und das Rauschen der Schwingen sind nicht an ihr vorbei gegangen. Und obwohl sie weiß, dass der Geweihte hinter ihr steht, zuckt sie zusammen, als dieser seine Hand auf ihre Schulter legt. Sie lauscht seinen Worten. Als er schließlich schweigt, verharrt sie etliche Herzschläge ohne sich zu rühren. Sollte sie nicht eigentlich nervöser sein? Angst haben? Schließlich sind es, egal was Bruder Waldemar ihr Glauben machen will, ihre Feinde, die hier um sie herum stehen. Magier und Priester; es gibt eigentlich keine Menschen, die sie mehr verabscheut und verachtet. Vielmehr spürt sie stattdessen eine befremdliche Ruhe, die sich über ihr Gemüt legt und stellt fest, dass ein Teil von ihr sich gern dem Vertrauen und der Geborgenheit hingeben möchte.
Instinktiv wehrt sie sich dagegen. Sie darf es nicht zulassen. Natürlich können diese Menschen jetzt nett sein. Sie würde ihnen ohnehin nicht entkommen können, selbst wenn sie wollte. Aber werden sie es immernoch sein, wenn es ihr wieder besser geht? Wenn sie stark genug ist, um sich gegen sie zu wehren? Salkya bezweifelt es; viel wahrscheinlicher scheint ihr, dass sie freundlich sein werden, solange sie ihnen gehorcht und ihrem Willen folgt. Sobald sie das nicht mehr tut, wird es wohl so enden wie gestern Nacht. Sie erschaudert unwillkürlich, als sie an die Stunden ihrer Gefangenschaft zurück denkt und wieder bildet sich nur eine Frage in ihrem Kopf: 'Warum?'
Das ganze hier macht keinen Sinn. Bruder Waldemar behauptet, sie sei beherrscht, aber sie fühlt sich überhaupt nicht so. Ihre Gedanken sind ihre eigenen und nicht die von jemand anderem. Bisher sind die einzigen, die sie zu irgendetwas zwingen wollten, die Leute hier gewesen. 'Was könnten sie von mir wollen? Warum muss ich bleiben? ER sagt, sie wollen mir schaden. Wer ist ER überhaupt? Und wo kommt ER her?' Ihr ist ziemlich klar, dass es alles andere als normal ist, Stimmen zu hören. Ob sie deswegen hier in diesem Kloster ist? 'Und was hat Ruhollar mit der ganzen Sache zu tun? Ist er auch Magier, ohne auszusehen wie einer? Die Maraskaner halten sich doch ohnehin nicht an die Gesetze und dann wohl auch kaum an den Kodex. Woher kenne ich ihn und warum hilft er mir? Meint er das ernst, oder hat er andere Ziele?'
Für Salkya sind das alles viel zu viele Fragen. Ihr Kopf tut weh, sie ist müde und das Denken fällt ihr schwer. Sie hasst ihr Ausgeliefertsein. Wie soll sie herausfinden wer es gut mit ihr meint und wer sie zu täuschen versucht? Wie gern würde sie glauben, was diese Menschen ihr sagen. Sie fühlt sich, wie schon so oft, einsam und allein gelassen. Nach endlos erscheinenden Minuten wendet sie schließlich langsam den Kopf; ihrer Miene ist kaum etwas zu entnehmen. Ausdruckslos, zumindest nach außen hin fast gleichgültig, mustert sie jeden einzelnen. Dennoch fällt ihr auf, dass dem Tsanovizen die Tränen in den Augen stehen und sie fragt sich warum. Ebensowenig findet sie eine Erklärung zu Ruhollars Verhalten. Was will er ihr mit seinem Blick sagen? Fordert er sie auf zu gehen? Laylas Blick scheint so garnicht zu dem zu passen, was sie von Magiern gewohnt ist. Ihr scheint diese typische, selbstsichere Arroganz zu fehlen. Vielmehr erscheint es Salkya so, als würde die Magierin sich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlen, besonders in dem Moment, in dem Salkyas Blick den ihren kreuzt. 'War da wirklich Schuld zu sehen?' fragt Salkya sich etwas verwundert.
Bruder Haldor sieht sie gerade nicht, da der Geweihte ihr die Sicht auf den Novizen versperrt und so wandert ihr Blick schließlich auch zu diesem auf. "Ich möchte frei sein, aber ... Habe ich denn wirklich eine Wahl?" fragt sie ihn und auch wenn sie sich bemüht möglichst gleichgültig zu wirken, ist doch für den Bruchteil einer Sekunde Resignation in ihren Augen zu erkennen.
"Who saves a man, saves the world"
Bruder Waldemar blickt Salkya tief in die Augen und meint Ihre Gedanken förmlich hören zu können. Für einen schwachen Moment schrickt er beinahe zurück, diszipliniert sich dann aber und schaut wieder fester. Mit einer Mischung aus Zuversicht, Alveransvertrauen, Mitleid mit Salkya und Hoffnung, atmet er tief durch, legt seine zweite Hand ebenfalls auf Salkyas andere Schulter, sodaß sie seinem Blick quasi nicht ausweichen kann. Dann nimmt er ihren Atemzyklus auf und versucht sich mit ihr in einem Gleichklang zu vertiefen. Dieser Zustand der Harmonie und Ruhe sollte sich auf die doch noch immer recht beunruhigte Salkya übertragen. Sobald er merkt, daß er nicht nur Salkyas Atem folgt, sondern auch sie ihm, beginnt er seine Atemgeschwindigkeit zu verlangsamen, in der Hoffnung, daß dies noch mehr Ruhe in Salkya erzeugen mögen. Meine Tochter, Dein Wille nach Freiheit soll uns beiden der rote Faden sein, dem wir gemeinsam folgen wollen. Du magst das Gefühl und wahrscheinlich auch die Gedanken haben, daß Du, ohne uns, bereits frei wärest. Dies ist aber ein Irrglaube. So leid es mr tut, aber Du bist von einer fremden Macht besessen, die Dir nur das Gefühl der Freiheit gibt, in Wirklichkeit Dich jedoch versklavt. Dein Wille sollte es sein, diese Macht abzuschütteln und mein Wille ist es diese Macht zu bannen. Von daher verfolgen wir beide, so befremdlich es Dir erscheint, das gleiche Ziel. Laß Dich einfach darauf ein.
Bruder Haldor beobachtet das Geschehen schweigend und gespannt. Er weiß das dies ein wichtiger Moment ist; fühlt beinahe die borongefällige Aura und Würde die Bruder Waldemar in diesem Moment auszustrahlen scheint. Unvermittlet atmet er tief ein, hat er doch ohne es zu merken unbewusst die Luft angehalten. Sein Mund ist trocken. Ist es nur seine Konzentration auf diesen Augenblick die ihn alles andere vergessen lässt oder hat sich tatsächlich eine borongefällige Stille über den ganzen Ort, ja das ganze Kloster gelegt? Unvermittelt wendet er seinen Blick ab um zu lauschen und, nein, die alltäglichen Laute des Klosters sind noch da, fern und leise durch die Mauern. Er blickt zurück und fühlt sich zugleich erhoben an einem solchen Moment teilhaben zu können als auch unbehaglich, ja hilflos, nicht beitragen zu können. Er schickt in Gedanken ein Stoßgebet zum Herrn Boron, unhörbar so das er den Moment nicht störe, das Er seine Taten leite zum Wohle der ihnen anvertrauten Seele.
Gegen nen Dämon um drei Seelen gespielt und gewonnen (.. und betrogen )
Welt geht unter. Küche unbeeindruckt.
Salkya kann dem intensiven Blick des Geweihten nicht widerstehen, auch wenn sie es unwillkürlich versucht. Mit der Zeit wird sie tatsächlich ruhiger und der Teil von ihr, der dem Priester vertrauen möchte, wird mit jedem Augenblick stärker. Dennoch vermag er die Furcht und das Misstrauen nicht zu besiegen. 'Ich kann dir nur raten, ihnen nicht zu vertrauen. Sie werden dir nur weh tun,' meldet ER sich plötzlich mit seltsam gepresster Stimme zu Wort.
Salkyas Blick flackert unstet und für einige Herzschläge kann Waldemar einen unerbittlichen Kampf in ihrem Inneren beobachten - kann einen Konflikt erspüren, der die Frau vor ihm zu zerreißen droht, denn Salkya ist sich alles andere als sicher, wem sie ihr Vertrauen geben soll.
Schließlich wird Salkyas Blick wieder klarer und sie schaut Bruder Waldemar wieder direkt an: "Ihr wisst nicht, was Ihr da verlangt, Euer Gnaden," flüstert sie leise und nochimmer liegt Furcht in ihren graublauen Augen.
"Who saves a man, saves the world"
Ich glaube, ich kann Dich besser verstehen, als Du meinst. Meine Tochter, vertraue einfach in den Augenblick und in Dich selbst. Nicht in die Stimmen in Deinem Inneren, sondern auf Dein Herz. Mit diesen Worten geht er einen kleinen Schritt nach vorne, legt seine Arme um Salkyas Schultern und legt sanft Ihren Kopf auf seine Brust, damit sie seinen ruhigen Herzschlag hören kann. Denn dieser Rhythmus sollte der gleiche, wie Salkyas sein, da sie sich auf den gleichen Atemrhythmus eingestimmt hatten. Behutsam legt er seine Hände auf Ihren Kopf und atmet weiterhin ruhig und gleichmäßig ein und aus. Nach einigen Herzschlägen nimmt er Salkyas Kopf in seine Hände, streicht ihr leicht über die Schläfen und läßt seine Hände dann auf ihren Wangen liegen. Vertraue dem Rhythmus Deines Herzens und erkenne, daß das meinem mit Deinem in Einklang ist. Dann wirst Du hoffentlich erkennen, daß Du mir vertrauen kannst. flüstert er Salkya zu.
Dann blickt er in die Umstehenden und deutet auf das vortreffliche Wetter draußen. Laßt uns ein wenig die klare Luft genießen und die Beine vertreten. Bruder Haldor, bitte geleitet uns in den Garten, damit wir alle unsere Gedanken etwas sortieren können und neue spirituelle Kraft tanken können.
Salkya achtet kaum auf die Worte des Geweihten, nachdem dieser die Arme um sie gelegt hat. Und während die Stimme ihres Verstandes; die, die ihr die ganze Zeit gesagt hat, sie solle dem Priester nicht trauen... die, die mit IHM einer Meinung zu sein scheint; immer leiser wird, wird ein anderes Gefühl um so stärker. Wärme, Geborgenheit. Wann hat sie sich das letzte mal so fühlen dürfen? Wann ist sie das letzte Mal von jemandem in die Arme genommen worden? Die Tatsache, dass es ein Geweihter ist, wird besiegt vor dem unbändigen Wunsch - dem Verlangen - nach Sicherheit und Vertrauen. Ohne, dass Salkya sich dagegen wehren könnte, fühlt sie sich mit einem Mal wieder, wie ein Kind, dass Schutz in den Armen der Eltern findet. Sie schließt die Augen und atmet ruhig, lässt sich einfach treiben und lauscht dem leisen Klopfen Bruder Waldemars Herzens.
Als der Geweihte ihren Kopf schließlich wieder anhebt, kann er deutlich diesen Wunsch erkennen, gepaart nochimmer mit dieser, wenn auch gut verborgenen, Furcht: "Werdet Ihr mir weh tun?" fragt sie leise, fast etwas scheu, aber wohl wissend, dass sie sich nicht gegen ihn wehren könnte, wenn er jetzt 'ja' sagt.
"Who saves a man, saves the world"
Haldor stand langsam auf. Er wagte kaum zu atmen, das er keinen Laut von sich gebe und den Moment störe. Schwiegend ging er zur Tür und als ob auch die Tür einen Borongefälligen Beitrag leisten wollte, lies sie sich lautlos öffnen. Von draussen dringt ein leichter Windzug in das Turmzimmer, frisch und unverbraucht, wie das Versprechen für einen neuen Anfang. Draussen ist es lichter Tag. Auf der niedrigen Mauer neben dem Eingang sitzt eine kleine Eidechse und sonnt sich in der Herbstsonne. Unverwandt scheint sie Haldor anzustarren als er hinausgeht. Für einen Moment starrt Haldor das Tier nur an. Als er sich der Bedeutung des Tiers in Verbindung mit der Göttin Tsa gewahr wird muss er sich unwillkürlich umdrehen und blickt zurück in das Turmzimmer. Starrt sie auf die Tür, wartend das jemand anderes hinaustritt? Das Salkya mit Bruder Waldemar hinaustritt und einen Neuanfang wagt? Nein, es ist seine Einbildung, die Echse ist nur zufällig hier und doch schlägt sein Herz mit boronungefällliger Unruhe.
Gegen nen Dämon um drei Seelen gespielt und gewonnen (.. und betrogen )
Welt geht unter. Küche unbeeindruckt.
Mit großer Besorgnis und Bedauern, blickt Bruder Waldemar in Salkyas Augen: Ich könnte Dir jetzt antworten, daß ich Dir nicht weh tun werde. Aber wir beide wissen, daß das wahrscheinlich gelogen wäre. Du bist zu klug, als daß ich Dich mit solchen Worten hintergehen sollte. Ich verspreche Dir auch alle Fälle, mein Möglichstes zu tun, das Maß an Schmerzen auf ein Minimum zu verringern. Wenn es in meiner Macht steht, Dir gänzlich ohne Schmerzen helfen zu können, dann ist es mir um so lieber. Die Zeit und die Götter werden zeigen, was die Zukunft bringt. Laßt uns nicht nur Boron für seine Güte, sondern insbesondere auch Tsa für einen neuen Anfang danken.
Bei den letzten Worten spürt er den leichten Windzug von draußen und atmet diesen tief ein. Dann geleitet er Salkya und die anderen in den Garten, wo das Praioslicht mit den Pflanzen spielt.
Salkya nickt nur. Sie hatte es nicht anders erwartet, auch wenn es sie ein wenig erstaunt, dass er das so unumwunden zugibt: "Dann hat ER doch recht," flüstert sie kaum hörbar. Es verwirrt sie, dass sie scheinbar trotz allem nicht vor ihm flüchten möchte; im Gegenteil, wünscht sie sich doch eher zu bleiben und dieser Geborgenheit nachzuspüren, sie zu halten und nie wieder zu verlieren. "Was habt Ihr mit mir gemacht?" fragt sie den Geweihten leise, während sie ihm nach draußen folgt.
"Who saves a man, saves the world"
Der Geweihte hält bei den letzten Worten in seinem Schritt inne, wendet Salkya den Kopf zu und antwortet:
Ich habe nur versucht Dir einen Funken dessen, was ich aus Alveran erhalte, weiterzureichen: Vertrauen, Ehrlichkeit und Geborgenheit.
Ein leichtes Lächeln spielt bei diesen Worten um seine Mundwinkel und Salkya kann ein kleines Blitzen in seinen Augen wahrnehmen. Es scheint fast so, als ob der Geweihte des göttlichen Raben auch eine Spur von Phex in seinen Zügen wiederspiegeln würde. Vielleicht kein Wunder, wenn man bedenkt, daß sich beide die Herrschaft übr die Nacht teilen.
'Keine Gaben, mit denen die Götter - oder eher deren Diener? - großzügig umgehen,' huscht es Salkya durch den Kopf, aber sie spricht den Gedanken nicht aus. "Danke, Euer Gnaden," erwidert sie stattdessen leise und ein wenig zögernd, fast als wäre sie sich nicht sicher, ob sie ihm das sagen soll.
Salkya legt den Kopf in den Nacken und blickt zum blauen Himmel hinauf. In der Ferne erkennt sie noch die Wolken, die den morgendlichen Regen gebracht hatten. Sie atmet tief durch und versucht die Müdigkeit zu verdrängen. Die letzte Nacht hat ihre Spuren hinterlassen, ebenso wie die Tage und Wochen zuvor, auch wenn Salkya davon nichts mehr weiß. Einige Herzschläge schließt sie die Augen und verharrt regungslos, bevor sie sich vom Firmament abwendet und sich umblickt: "Ihr seid anders, als andere Priester," stellt sie zögerlich fest, wechselt dann aber doch lieber recht schnell das Thema: "Bin ich wegen des... des Dämons hier?" fragt sie, sich nicht daran erinnernd, dass sie eine ähnliche Frage gestern schon mal gestellt hatte.
"Who saves a man, saves the world"
Nun, zunächst einmal bist Du hier, weil das Schicksal es so wollte. Wir sind dann alle hier durch dämonische Mächte festgehalten worden. Diese Gefahr konnte aber durch den uneigennützigen Einsatz einiger Helden abgewendet werden. Deine persönlichen Umstände jedoch, bedürfen meiner Meinung nach, noch einen längeren Aufenthalt, während wir versuchen wollen, die Gründe dafür herauszufinden und anschließend Dir helfen wollen wieder zu gesunden. Bitte fasse doch Deine Erlebnisse noch einmal für die anderen Freunde hier zusammen, damit wir alle den gleichen Wissensstand haben und gemeinsam beraten können, was das Beste für Dich ist. Manchmal mag der Blickwinkel aus Tsa`s Richtung einen neuen Aspekt bringen, der aus Boron`s Sicht verschlossen blieb. Manchmal ist auch der astrale Gesichtspunkt erleuchtend, während die karmale Ebene keinen weiteren Ausweg mehr liefert und manchmal kann auch der Erfahrungshorizont aus einem fremden Kulturkreis viel bewirken. Mit diesen Worten wieß er dann der Reihenfolge nach zunächst auf Salkya, dann den Diener Tsas und die Magier und zum Schluß zum Maraskaner.
Salkya blickt die Anwesenden der Reihe nach an. Sie wirkt nachdenklich und ihre Miene spiegelt Unsicherheit. Sie zögert bevor sie leise spricht: "Ich erinnere mich nicht mal daran, wie ich hierher gekommen bin," kurz schüttelt sie den Kopf und wendet den Blick ab, irgendwo in die Ferne. Ihr ist nochimmer nicht klar, ob sie diesen Menschen wirklich trauen soll, weiß nicht mal, ob sie überhaupt mit ihnen reden will. Außerdem kann sie sich ja wirklich an nichts mehr erinnern. Für einige Herzschläge spürt sie Wut in ihrem Inneren. Wut auf diese Magierin, die ihr einfach so einen Teil ihrer Vergangenheit gestohlen hat und die wahrscheinlich niemals dafür belangt werden wird. 'Und wie konnte es überhaupt dazu kommen?'
Als ihr Blick den Bruder Waldemars kreuzt, drängt sie ihren Zorn zurück und atmet tief durch. "Ich erinnere mich noch an Gareth.... aber das ist schon einige Götterläufe her, wie ich gestern? erfahren habe. Ich bin vor meinem ... Onkel fortgelaufen. Er wollte mich diesen verfl...," für einen Moment beißt sie die Zähne zusammen und ein Anflug von schlechtem Gewissen huscht über ihre Miene, wegen dem, was sie gerade sagen wollte, ahnt sie doch, dass dem Priester ihre Worte nicht gefallen hätten. Erneut wendet sie sich ab, blickt keinen der Anwesenden direkt an. "... den Praioten ausliefern," beendet sie den angefangenen Satz mit seltsam unbeteiligter Stimme.
Es fühlt sich merkwürdig an. Auf der einen Seite, als wäre es erst vor einigen Tagen passiert und dann doch, als wär es schon lang her. Für Salkya ist das ganze verwirrend. Wut, Hass und Furcht in ihrem Inneren, aber trotzdem die Ruhe, die Bruder Waldemar ausstrahlt, die Geborgenheit, die sie eben noch spüren durfte. Die Erinnerungen an Gareth; so nah und gleichzeitig so fern. 'Was ist geschehen nachdem ich weggelaufen bin?' fragt sie sich, aber sie findet keine Antworten. "Ich war in einem Wald," meint sie schließlich noch, versucht angestrengt irgendetwas zu finden, was danach passierte, aber so sehr sie es versucht; es will ihr nicht gelingen. Resigniert zuckt sie schließlich die Schultern. "War das wirklich schon vor sechs Jahren?" kurz huscht ihr Blick von einem zum anderen, sucht nach Anzeichen darauf, dass das alles vielleicht doch nur ein böses Spiel der Priester sei: "Ich weiß es einfach nicht mehr," murmelt sie kopfschüttelnd.
Salkya schweigt; lässt etliche Minuten verstreichen ohne ein Wort zu sagen. Wo ihre Gedanken sind, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich bei den Dingen, an die sie sich noch erinnert. Ihre Miene ist ernst und verschlossen. "Wo ich diese heptasphärische Kreatur her habe, weiß ich auch nicht. Ich habe jedenfalls nie die 'Kunst' der Invocatio erlernt... Zumindest nicht, dass ich mich entsinne..." Wieder folgt ihren Worten eine Weile Schweigen: "...., aber er spricht mit mir," fährt sie schließlich zögerlich fort, nochimmer ohne jemanden direkt anzusehen.
"Who saves a man, saves the world"
Bruder Waldemar hört in aller Ruhe zu und gibt Salkya die Möglichkeit ihre Gedanken zu ordnen. Behutsam tätschelt er ihre Schulter. Sei ganz ruhig, meine Tochter. Erzwinge nichts. Du hast alle Zeit, die Du brauchst, um Deine Gedanken zu sortieren. Manchmal ist es auch einfach nur sinnvoll, einen Gedanken fließen zu lassen, auch wenn er zunächst sehr wirr erscheint. Es kann ein Faden sein, der einen zu einer weiteren Erinnerung oder Erkenntnis führt. Manchmal hilft es auch, wenn man einfach sagt, was einem gerade in den Sinn kommt, wenn man bestimmte Worte hört. Wie wäre es, wenn ich Dir einfach die folgenden Worte gebe:
Gareth, Dämon, Onkel, Wald, Praiot, Magie
Was kommt Dir da spontan in den Sinn?
Während dieser ganzen Zeit blickt er Salkya ins Gesicht, versucht ihren Blick zu erhaschen, um ihr einen Ankerpunkt zu geben, an dem sie sich festhalten kann, wenn sie droht in den Gedanken zu versinken. Er spricht weiterhin ruhig und besonnen auf sie ein, die Umgebung und die anderen Anwesenden dabei vollkommen ausblendend.
Salkya schließt einige Herzschläge die Augen. Als sie wieder aufschaut, blickt sie den Geweihten an und schüttelt leicht den Kopf: "So einfach ist das nicht, Euer Gnaden. Magische Formeln wirken zwar meistens nur für einen begrenzten Zeitraum, aber wenn die Magierin mächtig genug war oder sie es darauf angelegt hat, werden die Erinnerungen für immer verloren sein. Da kann ich so lange suchen wie ich will; ich werde niemals etwas finden; ... außer dem Wissen, dass dort etwas war. ...Und sie ist einfach damit durchgekommen." Wütend, aber auch resigniert, ballt die junge Frau die Hände zusammen.
"Who saves a man, saves the world"
Fasse Dich, mein Kind. Es ist nicht alles so grau, wie es erscheinen mag. Der Herr schenkt uns das Vergessen, um uns die Last des Wissens zu erleichtern. Genauso kann er einem aber auch wieder das Vergessen nehmen! Bruder Waldemar läßt die letzten Worte nachwirken, bevor er weiterspricht. Wenn Du Dich bereit findest, an die Macht Alverans zu glauben und Vertrauen in seine Diener legst, kann Dir geholfen werden, Deine Dir genommenen Erinnerungen wiederzufinden. Fragend hebt er eine Augenbraue und blickt Salkya unumwunden an.
Salkya runzelt die Stirn. 'Natürlich,' das hätte sie sich auch selbst denken können, 'es gibt nichts ohne Gegenleistung' Das die Götter Alverans mächtig sind, daran zweifelt sie ja nicht. Aber wie soll sie ihren Dienern vertrauen, nach allem was geschehen ist? Ein Teil von ihr würde Bruder Waldemar schon gern trauen, hegt Hoffnung, dass Boronis anders sind als die Diener des Götterfürsten. Aber wie kann sie sich sicher sein? 'Priester ist Priester' vernimmt sie SEINE klare Stimme in ihrem Kopf.
Salkya atmet tief durch und mustert den Geweihten unverwandt: "Ihr habt vorhin gesagt, dass Ihr mich besser versteht, als ich meine. Was wisst Ihr über mich?"
"Who saves a man, saves the world"
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